Über die eigenen Gefühle reden

14.12.2016

Über die eigenen Gefühle zu reden ist oftmals schon nicht ganz einfach. Dem einen fällt das leichter, dem anderen schwerer. Was auch verständlich ist, immerhin gibt man damit persönliche "Schwächen" und ein Stück seiner tiefsten Seele preis.

Obwohl ich selbst prinzipiell sehr offen mit meinen Gefühlen umgehe fällt es mir sehr, sehr schwer, meine tiefsten und innersten Gefühle preiszugeben. Gefühle, für die mich andere verurteilen könnten, weil sie sie einfach nicht verstehen oder nachvollziehen können. Weil sie so absurd und abstrakt sind, dass sie anderen Menschen sogar Angst machen können.

Aus Angst vor solch einer Verurteilung habe ich über die Gefühle, die im tiefsten Inneren meiner Seele liegen, nie ein Wort verloren. Ich habe sie versteckt, verdrängt und unterdrückt. Bis vor ein paar Tagen.

Gefühle aufzustauen ist nicht unbedingt klug, wie ich aus meinen eigenen Erfahrungen herausnehmen konnte. Irgendwann bricht alles in einem zusammen. Oft genügt nur eine Kleinigkeit um den schwankenden Stapel an Gefühlen zusammenbrechen zu lassen. Und genau das ist mir vor ein paar Tagen passiert. Es war eigentlich ein ganz normales Wochenende. Nur die Tatsache, dass ich ziemlich leicht zu reizen war machte die Tage etwas turbulent. Es genügte jedenfalls schon ein einziges Wort um micht komplett zum Explodieren zu bringen. Nur leider habe ich mit diesem Ausbruch einem meiner liebsten Menschen sehr weh getan. Wir schwiegen uns stundenlang nur an, ehe ich meinen Mut zusammen nahm und wieder langsam auf ihn zuging. Wir sahen gemeinsam dann noch eine Serie an, damit ich mich wieder beruhigen konnte. Aber ich war ganz und gar nicht ruhig. Ganz im Gegenteil.

Als es schließlich spät wurde und wir zu Bett gehen wollten, brachen alle Gefühle aus mir heraus. Die Tränen flossen wie von selbst aus meinen Augen und ein beißender Schmerz loderte in meiner Brust. Alles, was mich an diesem Tag beschäftigt hatte, quoll in einem reißenden Strom einfach so aus mir heraus. Mein Gegenüber hatte bis dato nicht einmal den Hauch einer Ahnung gehabt, was eigentlich mit mir los war. Aber statt Ablehnung traf ich Unterstützung. Anstatt abgewiesen und abgeschoben zu werden wurde ich gehalten und gestützt. Ich hatte eine Schulter, an der ich meinen Tränen freien Lauf lassen konnte und zwei starke Arme, die mich davon abhielten, komplett auseinander zu brechen. Ich konnte plötzlich über alles reden, was ich dieser Person schon lange erzählen wollte. Nahezu mühelos (aber dennoch mit etwas Zurückhaltung und einigem Zögern) kamen mir meine tiefsten Ängste und Sorgen über die Lippen. Und mein Gegenüber hörte einfach zu. Unterbrach mich kein einziges Mal. War still, bis ich geendet hatte.

Diese Geschichte mag vielleicht klingen wie aus einem schlechten Drama, aber es ist tatsächlich so passiert.

Was ich damit aussagen will: Gefühle aufzustauen heißt nicht, sie loszuwerden. Sie vermehren sich, vermischen sich, der Schwall an unverarbeiteten Gefühlen wird größer und schwerer. Meiner Meinung nach sollte man rechtzeitig mit einer Person seines Vertrauens darüber reden oder sich andere Möglichkeiten suchen, seine angestauten Gefühle zumindest ein Stück weit zu verarbeiten. Ich hatte Glück, dass die richtige Person meine Worte zu hören bekommen hatte. Aber beim nächsten Mal könnte es dochl eicht sein, dass meine Gefühle jemandem zu Ohren kommen, für den sie eigentlich gar nicht bestimmt sind.

Nicht aufsparen. Gefühle aufzusparen ist nur eine Belastung. Ich habe die Person gefunden, bei der ich wirklich ICH SELBST sein kann. Und ich wünsche jedem Menschen da draußen, dass er ebenfalls so viel Glück hat wie ich.

Über die eigenen Gefühle reden zu können, und sollten sie noch so finster und schrecklich sein, ist enorm wichtig. Denn ich selbt weiß nur zu gut, wie sehr unverarbeitete und unterdrückte Gefühle belasten können.


Samia


© 2016 Samia Fantasy - eine einfache Tagträumerin die ihre Gedanken gerne teilt
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